Bevor ich anfange zu erzählen, wie wir gestartet sind und was wir alles erlebt haben, hier noch ein Vorwort.
Monate vorher hab ich mir bereits den Kopf zu dieser Reise zerbrochen...
Werden wir es schaffen am Ziel anzukommen?
Werden die Motorräder es packen?
Was passiert wenn James nicht mehr kann oder will?
Was wenn wir ihm zu viel zu muten?
Was wenn ich es nicht schaffe, weil es nicht mehr so ist wie "Früher"? Wo man nur auf sich und seinen Partner achten musste...aber immerhin beide erwachsen waren und nicht gleich verhungern oder verdursten wenn es mal nichts gibt...
Und noch viele Gedanken mehr beschäftigten mich. Marco beruhigte mich zwar immer wieder, doch trotzdem war die Sorge da. Bevor ich Mutter wurde, hatte ich nie zweifelnde Gedanken vor einer Tour gehabt.
Wäre das jetzt immer so? Oder würde ich die Kurve kriegen?
Die Antwort weiß ich jetzt, während ich diese Zeilen abtippe, immer noch nicht.
Aber ich habe einiges dazu gelernt. Über mich, über das Vertrauen meines Mannes und darüber, dass Kinder mehr abkönnen als man manchmal glaubt.
Aber lest selbst und entscheidet für euch, ob ihr sowas jemals machen würdet.
Viel Spaß beim lesen!
Tag 1. 24.08.24 Startkilometer Betty: 154268 30 Grad
Kurz vor 07:00 Uhr weckte mich mein Sohn mit den Worten:
"Mama! Heute fahren wir zum Gardasee!"
Grinsend konnte ich ihn noch für fünf Minuten im Bett halten, bevor wir aufgestanden sind und uns zu lauter Musik fertig gemacht haben.
Bevor wir los konnten, gab es noch einiges zu tun! Proviant für unterwegs sicherstellen, Wasser abdrehen, Strom ausschalten und und und....
Etwas nervös und hektisch ging es dann endlich los.
Wir waren von oben bis unten voll beladen. Wie immer, waren die ersten Meter gewöhnungsbedürftig, doch das sollte sich bereits nach ein paar Stunden legen.
Alle drei waren wir via SENA Kommunikation verbunden. So konnten wir zumindest gleich Dinge klären oder auf schöne Dinge aufmerksam machen.
Gestartet sind wir mit der roten Molly, unserem neuen Gespann. In mühevoller Kleinarbeit hat Marco sie wieder zum laufen gebracht (dazu unter THE BIKES mehr).
Und selbstverständlich mit Betty, meiner treuen alten Reisegefährtin.
Nach ca. 60 km machten wir die erste Pause im Schatten. Bis jetzt verlief die Fahrt noch unspektakulär. Erstmal weg vom bekannten Weg und dann raus aus dem Ruhrgebiet.
Irgendwann würden uns Kurven und Wälder begrüßen.
Doch bis dahin legten wir bereits die zweite Pause ein. Auf einer Aussichtsplattform des Tagebaus Handorf.
Wir vertraten uns die Beine, fuhren danach durch ein paar große Pfützen am Wegesrand und landeten dann irgendwann bei Euskirchen. Ab hier wurde es dann endlich etwas waldiger und hügeliger.
In Bad Münstereifel tankten wir die Maschinen voll und entdeckten einen kleinen Dönerladen mit Klimaanlage. Hier ließen wir uns nieder und stärkten uns für den nächsten Abschnitt der Tour.
Selbstverständlich durfte das obligatorische Eis zum Nachtisch nicht fehlen ;)
Nun hieß es die letzten 150 km durchziehen!
Wir legten unterwegs noch eine Pause auf einem abgerockten Parkplatz ein, damit James sich etwas bewegen konnte. Danach schafften wir es, nassgeschwitzt, bis zum ersehnten Camping Platz in der Nähe von Idar Oberstein.
Bei ca 33 Grad waren wir alle k.o. und aufgeheizt.
Normalerweise bauen wir immer zuerst unser Zelt auf, doch diesmal konnte ich meinen Mann davon überzeugen, erstmal mit uns ins kühle nass zu springen. Der CP verfügte nämlich über einen kleinen eigenen See. Diese Abkühlung war ein Segen!
Wir planschten im Wasser und genossen die Erfrischung.
Der Zeltaufbau ging überraschend schnell. Im Anschluss ging es mit einem Kaffee und einem kühlen Bier zurück an den Badeteich. Hier konnte James sich noch im Sand und Wasser auspowern, Staudämme bauen und einfach toben.
Ein herrlicher Abend!
Doch der Tag sollte nicht so enden...
Gegen 19:00 Uhr zog ein Gewitter auf, welches nicht nur viel Regen, sondern auch ordentlich Donner mitbrachte.
Und blieb nichts anderes übrig als alle Klamotten schnell ins Zelt zu schaffen und dort unser Abendessen einzunehmen. Es war so eng und voll, das es fast schon wieder lustig war...
Bei kurzen Regenpausen erledigten wir schnell den Abwasch und unsere körpereigene "Abwäsche".
Zusätzlich sicherten wir nochmal unser Zelt ab, dass Gewitter sollte nämlich über Nacht bleiben...war ja klar.
Um 21:30 Uhr waren wir alle fix und fertig.
Noch eine Gute Nacht Geschichte vorlesen und dann ab ins Bett!
Tag 2. 25.08.24 Kilometer Betty: 154582 24 Grad
Obwohl wir erst gegen 22:00 Uhr in den Schlaf gefunden haben, war unser Sohn schon um 07:00 Uhr hellwach.
Da der Papa heute Geburtstag hatte, schnappte ich mir den kleinen Mann und wir zogen los um uns fertig zu machen und um anschließend frische Brötchen zu kaufen. Doch bevor wir mit dem Frühstück starten konnten, räumten wir erstmal alles aus dem Zelt raus, was wir am Vortag rein geräumt hatten.
In der Nacht hatte es ordentlich gewittert und geregnet, aber jetzt war alles trocken und wir konnten es uns draußen gemütlich machen.
Ich hatte einen kleinen (zerquetschten) Kuchen im Gepäck mit geschleppt und mit einer kleinen Kerze drauf, sangen wir Happy Birthday und frühstückten ausgiebig.
Nach einem zweiten entspannten Kaffee gingen Marco und ich spülen und machten uns ans verpacken, während James den Spielplatz unsicher machte.
Als wir auf die Uhr schauten war es 10:05 Uhr. Um 10:15 sollte die Edelsteine suche los gehen. Diese bestand darin, dass der Besitzer des CP kleine Edelsteine in den Bach warf und alle Beteiligten durften dann nach den Schätzen suchen. James wollte unbedingt mit machen und ich war zugegeben auch vom Edelstein Fieber gepackt und wollte mit suchen. Also blieben wir noch etwas länger und warfen uns ins Getümmel. James und ich fanden tatsächlich ein paar kleine Schätze. Andere hingegen hatten schon ganz Eimer voll. Egal, wir hatten Spaß und die Laune war wirklich super!
Wir haben uns eingefahren auf unseren voll beladenen Maschinen. Alles fuhr sich nach nur einem Tag wieder fluffig und leicht. Das hatte ich wirklich vermisst, dieses geschmeidige Fahren, wenn man eins ist mit der Maschine...
Wir fuhren tolle Strecken, hüpften gefühlt über Bergkuppen und mogelten uns durch eine Kilometerlange Baustelle.
Das hat wirklich Spaß gemacht!
Danach gib es dann los mit den ersten kleinen Dramen.
Zuerst wollten die Schuhe nicht so wie James wollte...Drama!
Danach waren wir auf einmal viel zu schnell unterwegs...Drama!
Es hieß also Pause machen und tief durch atmen. Den ganzen Tag in einem Beiwagen sitzen ist ja auch viel für so einen fünfjährigen. Alles verständlich.
Wir versuchen viele Pausen einzubauen und nicht so viele Kilometer zu fahren. Trotzdem haben wir ein gewisses Pensum am Tag, denn sonst würden wir nie ankommen.
Ablenkung und ordentlich Blödsinn machen helfen dann gegen den Kummer.
Manchmal auch essen ;)
Um 17:00 Uhr hatten wir es dann endlich ins Hotel in Sindelfingen geschafft. Dort hieß es erstmal ab in den Pool, etwas Energie los werden. Der Pool war im Inneren des Hotels und wir konnten uns ordentlich austoben bevor es unter die Dusche ging.
Im Anschluss wollten wir lecker essen gehen, schließlich hatte ja noch jemand Geburtstag. Leider hatte das gewünschte Restaurant geschlossen und die Alternative hat uns nicht so geschmeckt. Bis das Essen da war dauerte es gefühlt ewig und der kleine Mann war aufgrund dessen echt schlecht drauf Zwar konnten wir mit Karten spielen und "Mensch ärger dich nicht" die Zeit etwas überbrücken, aber trotzdem...wer Kinder hat, weiß das mit Hunger nicht zu spaßen ist.
Wir merkten uns, dass wir unseren Essensplan besser Takten müssen. Also entweder das Kind etwas vorher "füttern" damit es länger durchhält oder einfach eher essen gehen. Wenn das alles nur immer so einfach zu planen wäre....
Morgen versuchen wir es besser zu machen. Auch wir lernen jeden Tag dazu.
Und dafür das wir so lange auf den Motorrädern unterwegs sind, macht der kleine Mann das echt super!